Bienenvölker nachfüttern

Nach den zweistelligen Temperaturen der letzten Woche haben die meisten Bienenvölker gute Brutnester angelegt. Jetzt sollte man die Futtervorräte im Auge behalten. Man kann von 2 kg Futterverbrauch im Februar und schon 4 kg pro Monat im März und April ausgehen.

Starke Einzarger gefährdet

Gerade die stark überwinterten Völker zehren jetzt erheblich. Besonders gefährdet sind die einzargig überwinterten Völker, wie z.B. sehr früh gebildeten Ableger aus dem Vorjahr.

Starker Ableger aus dem Vorjahr – verhungert Mitte Februar obwohl zur Oxalsäurebehandlung scheinbar noch genug Futter vorhanden war

Notfütterung mit Futtertasche

Werden die Futtervorräte knapp, kann man direkt am Bienensitz mit einer Futtertasche und Sirup nachfüttern. In eine Futtertasche in einfacher Rähmchenbreite passen 2,2 L / 3 kg Futtersirup. Ein starkes Volk leert eine solche Futtertasche innerhalb von zwei Tagen.
Das Nachfüttern mit Futtertasche klappt aber nicht bei niedrigen Temperaturen. Dann nehmen selbst starke Völker kaum Futter von der Seite ab.

Notfütterung mit Futtertasche direkt am Bienensitz

Notfütterung von unten

Bei niedrigen Temperaturen, wenn die Bienen nicht fliegen, kann von unten nachgefüttert werden. Man stellt einfach eine Schale auf den Gitterboden direkt unter den Bienensitz, füttert mit Sirup und Schwimmhilfen, wie z.B. Korken.

Notfütterung von unten – diese Schale fasst knapp 1,5 Liter Sirup.

Als Faustregel kann man sich daran orientieren, dass 1 L Futtersirup ca. 1,4 kg wiegen und von den Bienen in gut 0,8 kg Futter umgearbeitet werden. Somit kann man sich ausrechnen, wie oft man nachfüttern muss, um die benötigte Futtermenge bis zum Trachtbeginn einzufüttern.

Bienenvölker auf Flugaktivität überprüfen

Aktuell sind die Temperaturen noch im zweistelligen Bereich und die Hongbienen fliegen tagsüber. Jetzt sollte man die Völker, besonders mit Flugloch-Mäusekeil, auf Flugaktivität überprüfen. Fliegt ein Volk nicht, kann dies daran liegen, dass das Volk aufgrund von einem verstopften Flugloch nicht mehr aus der Beute kommt. Dies kann gerade bei den Völkern passieren, die bei der Winterbehandlung noch sehr stark war.

Bei diesem Bienenvolk kam die Kontrolle der Flugaktivität noch früh genug. Der Gitterboden war voll mit Totenfall, der Mäusekeil vollkommen verstopft und das Volk konnte nicht mehr ausfliegen. Anschließend konnte man wieder normale Flugaktivität beobachtet werden.

Müssen 15 Millionen Bienen in Großbritannien wegen des Brexits getötet werden?

Aktuell ist die britische Presse voll mit Berichten über 15 Millionen Bienen, die weges des Brexits sterben müssen.
Brexit rules mean 15m baby bees may be seized and burned, says beekeeper

Hintergrund ist, dass ein Imker aus Kent im Südosten Englands Bienen aus Italien zur Bestäubung importieren will. Ein direkter Import von Bienenvölkern von Italien nach Großbritannien ist nach der aktuellen britischen Gesetzlage nicht mehr möglich ist. Lediglich Königinnen können nach dem Brexit importiert werden.

Es gibt allerdings wohl eine Gesetzlücke, Importe von Bienenvölkern über Nordirland sind weiterhin möglich. Dies versuchte der Imker aus Kent auszunutzen. Das britische Ministerium für Umwelt, Ernährung und Angelegenheiten des ländlichen Raums (DEFRA) allerdings will wohl hart bleiben und antwortete „Illegale Importe werden zurückgeschickt oder vernichtet und Strafanzeige gegen den Importeur gestellt“.

Um wieviel Bienenvölker handelt es sich eigentlich bei 15 Millionen Bienen?

Nimmt man an, dass es sich bei dem Import aus Italien um Kunstschwärme oder Paketbienen handelt, dann wären das Bienenvölker bestehend aus Arbeiterinnen mit Königin ohne Brutwaben. Bei solchen Kunstschwärmen rechnet man grob bei 1,5 kg Gewicht mit ca. 15.000 Bienen. Dementsprechend wären 15.000.000 Bienen ungefähr 1000 Bienenvölker/Kunstschwärme, über die gerade diskutiert wird und die im April aus Italien nach Großbritannien importiert werden sollen.

Gibt es auch Bienenimporte nach Deutschland?

Tatsächlich gibt es auch Bienenimporte aus Italien nach Deutschland. Jedes Jahr findet man Angebote von Paketbienen oder Kunstschwärmen aus Italien. Mit diesen Paketbienen versuchen manche Imker schnell und einfach ihre Winterverluste auszugleichen, um dann auch Honig von diesen Völkern im gleichen Jahr ernten zu können.
Das größte Problem ist der gleichzeitige Import von Krankheiten und Schädlingen, wie z.B. dem Kleinen Beutenkäfern.

Was sagen die Bieneninstitute zu Bienenimporten?

Dr. Otto Boecking und Prof. Dr. Werner von der Ohe schreiben im Infobrief vom März 2020 zum Kauf von Kunstschwärmen:

„Mit der Einfuhr von Kunstschwärmen können neue Krankheitserreger und Bienen-Schädlinge importiert werden! Grundsätzlich stellt jeder Import von Kunstschwärmen die Gefahr des Einschleppens neuer Krankheiten dar. Es besteht zudem die Gefahr der Einschleppung virulenterer, für die hiesigen Bienen gefährlicherer Genotypen von hier schon vorhandenen Krankheitserregern und auch von akarizid-resistenten Varroamilben. Von daher kann man sagen, solche Importe aus anderen Ländern nach Deutschland sind durchaus als fahrlässig, verantwortungslos und nicht zielführend zu bezeichnen.“

03.03.2020 Kauf von Kunstschwärmen – Download (PDF, 0,65 MB)